An Bord der "Henneburg"

Mit dem Binnenschiffer auf dem Main unterwegs – Teil 1

Das Binnenschiff „Henneburg“ ist 135 Meter lang und 11,45 Meter breit. Es hat 3000 Tonnen Zuladung. Damit ersetzt es etwa hundert große LKW.  Wir durften mit euch ein Stück auf dem Schiff mitfahren.

Es ist ein sonniger Vormittag im Oktober 2021. Mit der Bitte an Bord kommen zu dürfen, stiegen wir unterhalb der Schleuse Faulbach im Landkreis Miltenberg über einige Metallsprossen an der Mauer an Deck des Binnenschiff Henneburg. In den folgenden Stunden fuhren wir mit ihm über den Main flussabwärts Richtung Miltenberg. Am Steuer des Binnenschiffs saß Thorsten Nebauer, der aus einer Binnenschifferfamilie aus Stadtprozelten stammt. Den Schiffsbetrieb führt er zusammen mit seinem Bruder Günter. Nach dem Ablegen ging es mit etwa zwölf Stundenkilometer flussabwärts. Im großen Laderaum des Schiffs waren große Eisenrollen, die das Schiff vom Eisenwerk in Linz in Österreich nach Antwerpen in Belgien bringt. Dort wurden die Rollen auf ein Seeschiff geladen und nach Amerika geliefert. Nebauer und seine Mannschaft legten bei der Tour rund 1300 Kilometer in zehn Tagen zurück.

Schiffsführer "Henneburg"
Kindheitserinnerungen des Schiffsführers

Während am Ufer Bäume und Dörfer vorbeizogen, berichtete Nebauer aus seiner Kindheit. Seine Eltern waren als Binnenschiffer das ganze Jahr auf den Flüssen unterwegs. Er und sein Bruder wohnten während der Schulwochen bei den Großeltern. „In den Ferien waren wir immer mit an Bord. Es war schön bei unseren Eltern zu sein“ Die Brüder hätten dabei viele schöne Orte gesehen und Momente erlebt. „Wir durften auch mithelfen und sind auch mal in den geladenen Weizen gesprungen oder haben in der Ladung geschippt und geschöpft.“ Während Günter Nebauer bereits mit 14,5 Jahren seine Ausbildu7ng auf dem elterlichen Schiff begann, sei es bei ihm anders verlaufen, berichtete Thorsten Nebauer. Er wollte nach seinem Schulabschluss mit 16 auch gleich aufs Schiff, doch auf Wunsch seiner Eltern begann er erst eine Schreinerlehre. Nach einem Jahr stimmten seine Eltern dann zu, dass er ebenso seine Lehre zum Binnenschiffer begann. „Das Jahr Vollzeitschule als Schreiner hilft mir aber heute noch und hat auch Spaß gemacht.“

Auf dem Fluss waren nun in einige Paddler mit ihren Kajaks zu sehen und das Schiff zog an Mainfähre Mondfeld-Stadtprozelten vorbei. Nebauer berichtete währenddessen: „Ich wollte etwas von der Welt sehen, hatte Interesse an Maschinen und Handwerk und zudem den Wunsch mehr Zeit mit meinen Eltern zu haben.“ Zehn Jahre lang hätten ausschließlich Familienmitglieder auf dem damaligen Binnenschiff des Familienbetriebs gearbeitet. „Das waren die schönsten zehn Jahre.“ 1990 begann er seine Ausbildung als Schiffsjunge an der Binnenschifferschule in Würzburg. Nach dessen Abschluss war er Bootsmann, wurde später Steuermann und erwarb dann das Schiffsführerpatent.

Im Teil zwei erfahrt ihr mehr über das Leben und Arbeiten an Bord.

Info Binnenschiff Henneburg

Das Binnenschiff Henneburg ist 135 Meter lang und 11,45 Meter breit. Es hat 3000 Tonnen Zuladung bei drei Meter Tiefgang.

Die Stromerzeugung für die Bordtechnik und die Haushaltsgeräte erfolgt über die Schiffsmaschinen. Zudem gibt es drei Notstromgeneratoren. Teilweise wird an den Häfen Außenstrom eingespeist.

An Bord befindet sich ein Frischwassertankmit 20 Kubikmeter, das entspricht 20 000 Liter. Das reicht der Besatzung 20 bis 25 Tage. Für die Maschinen befinden sich 50 000 Liter Schiffsdiesel im Tank. Eine Tankfüllung reicht für 3500 bis 4000 Flusskilometer, wenn das Schiff mal mit und mal gegen die Strömung fährt.
Die Reisegeschwindigkeit liegt bei durchschnittlich zwölf Stundenkilometer mit und neun Stundenkilometer gegen die Strömung.