Mit euch unternehmen wir eine Fahrt mit dem Binnenschiff „Henneburg“ auf dem Main. Mehr über den Besitzer und Schiffsführer erfahrt ihr in Teil eins der Reportage.
Vor dem Schiffsführer Thorsten Nebauer ist ein großer Steuerstand, mit allerlei Anzeigen sowie Monitoren für die Kameras vorne und an der Schiffsseite, Radar und Funk. Daneben steht der Schreibtisch für die Büroarbeit. Die mag der Schiffsführer weniger gern, sie ist aber ein wichtiger Teil seiner Arbeit.
Schifffahrt und Familienleben
Auf dem Schreibtisch stehen Fotos seiner Familie. Seine beiden Söhne seien elf und 14 Jahre alt, berichtete er. Sie leben mit seiner Frau in Stadtprozelten. „In den Schulferien ist die ganze Familie an Bord. Das ist eine schöne Zeit.“ Wenn mögliche nutze man die gemeinsame Zeit auch für Ausflüge. Das Auto ist immer mit an Bord und lässt sich per Kranen einfach an Land setzen. Außerhalb der Schulferien komme die Zeit mit der Familie leider zu kurz. „Wir telefonieren aber mehrfach am Tag oder machen einen Videochat, so bin ich in deren Alltag eingebunden.“ Nebauer genießt seinen Beruf.
Die Fahrt durch die Schleuse
Bevor er von seinen Erlebnissen erzählte, war erstmal seine volle Konzentration und Erfahrung gefragt, denn die Schleuse vor Freudenberg am Main lag vor dem Binnenschiff. Während das Schiff in die Schleusenkammer fuhrt, wurde klar, warum der Prozess die komplette Aufmerksamkeit des Schiffsführers benötigte. Zwischen Schiffskörper und Schleusenmauer blieben nur wenige Zentimeter. „Die Schleusenkammer ist zwölf Meter breit, das Schiff 11,45 Meter“, erklärte Nebauer. Nachdem das Schiff an der richtigen Position stand, wurde es festgemacht und nach unten ins Unterwasser befördert. Nach dem das Schleusentor sich geöffnet und die Taue gelöst waren ging es weiter.
Besondere Güter im Schiffsbauch
Während das Schiff gemächlich weiterfuhr, schwärmte Nebauer, wie schön es sei, auf den Touren neue Orte kennenzulernen und immer neue Ladungen zu haben. Er habe zum Beispiel schon Flügel von Windkraftanlagen transportiert. „Da war ein Flügel 45 Meter lang.“ Auch die Betonhalbschalen für die Türme der Windkraftanlagen, die er von Bratislava in der Slowakei nach Trier gefördert habe, seien beeindruckend gewesen. „Jede Halbschale hat einen Durchmesser von 16 bis 18 Meter und wiegt 18 Tonnen.“
Besondere Erlebnisse auf dem Binnenschiff
Begeistert zeigte er sich auch von den Sonnenuntergängen, die er im Seehafen von Rotterdam in den Niederlanden erlebte. „An Weihnachten und Silvester geben die Seeschiffe in den Seehäfen ein Signal mit ihrer großen Hupe, da bekomme ich Gänsehaut.“ Am Neujahrstag hohle er seine Schiffsglocke hervor. „Mit der Folge ein Schlag, zwei Schläge verkünden wir in Gottes Namen und erklären so unsere Hoffnung auf ein gutes Jahr.“ Wenn er in den Main fahre, gehe im Herz auf. „Bei der Landschaft fühle ich mich zuhause.“
Es gebe aber auch mal gefährliche Momente. Bei Hochwasser bestehe Gefahr durch Strömungen und vor allem Treibgut. „Ein Baumstamm im Propeller hat uns einmal einen Getriebeschaden verursacht.“
Eine Herausforderung böten aber auch niedrige und wechselnde Wasserstände. „Vom Wasserstand hängt ab, ob wir mit einer entsprechenden Ladung den Fluss befahren können oder nicht.“ Man müsse sich stets der Verantwortung für das Schiff, seine Besatzung und die Ladung bewusst sein. Während der Tour konnten wir auch ein Blick in die Wohnung von Nebauer auf dem Schiff werfen. Auf etwa 50 Quadratmeter gibt es alles, was man auch an Land hat, inklusive einem Bad mit Dusche. In der Schleuse Kleinheubach hieß es dann, nach etwa sechs Stunden, Abschied nehmen von der Henneburg und ihrer Besatzung.