Forschung: Kann man Grippe zukünftig am Geschmack erkennen?

Eine Grippe, in Fachsprache „Influenza“, sorgt dafür, dass man sich so richtig krank fühlt. Sie kann auch richtig gefährlich werden. Die Gefahr von Grippeviren ist, dass sie schon ansteckend sind bevor man die ersten Symptome (Anzeichen einer Erkrankung) spürt. Damit kann man bereits andere Menschen anstecken.

Wäre es nicht toll, wenn man mit einem einfachen Geschmackstest schnell zu Hause herausfinden könnte, ob man Grippeviren in sich trägt?

So kann man selbst etwas tun, um andere vor einer Ansteckung zu schützen.

Einen „Geschmackstest“ für Grippeviren hat Pharmazieprofessor Lorenz Meinel und sein Team an der Universität Würzburg zusammen mit weiteren Forschern entwickelt.

Der Vorteil: Bisherige Tests auf den Virus sind oft teuer, schwierig durchzuführen und in vielen ärmeren Ländern der Welt einfach nicht erhältlich.

So funktioniert der Grippe-Sensor: 1. Eine infizierte oder erkrankte Person kaut einen Kaugummi. 2. Enzyme der Viren setzen die darin enthaltenen Geschmacksstoffe frei. 3. Die Person nimmt die Stoffe wahr und erkennt die Infektion. (Bild: Christoph Mett) Quelle: Uni Würzburg

Wie soll der Test funktionieren?

Man kaut einen speziellen Kaugummi oder leckt an einem Lutscher. In ihnen gibt es spezielle Geschmacksstoffe, die nur frei werden, wenn man Grippeviren im Speichel hat. So schmeckt man, dass man die Viren in sich hat und andere anstecken könnte. Dann kann man sich so verhalten, dass man anderen das Virus nicht weitergibt.

Wie funktioniert die Reaktion genau?

Viren haben bestimmte Stoffe, Enzyme genannt, die dafür sorgen, dass sich diese gut vermehren können. Bei Influenzaviren kommt ein Enzym namens „Neuraminidase“ zum Einsatz. Es hilft dem Virus sowohl bei der Infektion unserer Zellen als auch bei der weiteren Verbreitung des Virus.   Der Test der Würzburger Forscher besteht aus „Thymol“ und einem Baustein, der zum Virus passt. Der Naturstoff „Thymol“ kommt unter anderem in Thymian vor. Die Neuroaminidase des Virus im Speichel sorgt dafür, dass das Thymol frei wird. Dieses kann man dann schmecken und weiß so, dass man den Virus im Körper hat. Gesunde Menschen schmecken beim Test nichts.  Der Baustein, der den Geschmack freisetzt, reagiert nur auf das Enzym der Grippeviren.

Wie soll es weiter gehen?

Der Geschmacksstoff lässt sich austauschen. Es sind süßen, bitteren oder salzigen Geschmacksrichtungen möglich. Damit kann man den Test auch kindgerecht machen. Die Bausteine, die den Geschmack freisetzen, können auch auf andere Krankheitserreger angepasst werden. Nun arbeitet das Forschungsteam daran, die Sensoren in Kaugummis oder Lutscher einzuarbeiten. Damit kann der Test dann massenhaft hergestellt werden. Der Entwicklungsprozess wird voraussichtlich rund vier Jahre dauern. Quelle: Universität Würzburg

Wissen in Kürze

Viren und Bakterien

Viren und Bakterien können uns beide krank machen. Sie funktionieren aber komplett unterschiedlich. Viren tragen ihre Erbinformationen in sich. Um sich zu vermehren, brauchen sie andere Zellen (Wirtszellen). An diese docken sie an und zwingen sie, ganz viele Kopien von sich herzustellen, die dann weitere Zellen befallen. Bakterien hingegen können sich selbst vermehren, in dem sie sich teilen.